Wer in seiner täglichen Mobilität eingeschränkt ist, kommt oft um den Kauf eines Rollators nicht drum rum. Und hier gibt es eine Menge Unterschiede, welche für Sie im Alltag sehr wichtig werden könnten. Während der Standardrollator seine Funktion sicher erfüllt, kommt es auf viele Details an, welche Sie beim Kauf berücksichtigen sollten. Ich persönlich vergleiche ihn immer mit einem guten Fahrrad. Warum? Das lesen Sie in meinem heutigen Artikel!
Nummer 1 – Wie langfristig soll der Rollator Sie begleiten?
Keine Frage, wer über einen kurzen Zeitraum auf einen Rollator angewiesen ist (aufgrund einer Knieoperation zum Beispiel) wird mit einem Standardrollator sicher ausreichend versorgt sein. Wer allerdings plant ihn zu seinem täglichen Begleiter zu machen, darf da schon etwas genauer hinsehen. Der Rollator soll Ihnen helfen überall und jederzeit sicher und mobil zu sein. Er soll Ihnen helfen, ihre Einkäufe sicher nach Hause zu transportieren und bei Spaziergängen die eingelegten Pausen auf der Sitzfläche zu genießen. Auch der Transport vom Essen und Getränken sollte er möglichst ohne Probleme in der Wohnung zulassen. Es ist also wichtig darauf zu achten, dass er zu Ihren alltäglichen Bedürfnissen passt. Hier ist wichtig darauf zu gucken, wie Sie leben. In einer Mietwohnung? Im höheren Geschoss? Gibt es einen Fahrstuhl? Sind Sie noch mit dem Auto unterwegs? Fahren Sie oft mit dem Bus? Wieviel Kraft haben Sie noch in den Armen? Und wie ist Ihre körperliche Verfassung? Viele Fragen, welche man sich ehrlich beantworten sollte, bevor man sich für einen Rollator entscheidet. Und wie wohl fühlen Sie sich mit dem Gedanken, zukünftig Ihren Lebensweg mit dem neuen Gefährt fortzusetzen?
Nummer 2 – Hilfsmittelverordnung und Zuzahlungen
Wie ich schon in einem anderen Artikel empfohlen habe, sollte der Rollator vom Arzt verordnet werden. Zum einen sichern Sie sich so die gesetzlichen Garantier- und Wartungsleistungen der Kostenträger und Fachhändler, zum anderen kann dies ein wichtiger Punkt sein, wenn Sie eine Pflegestufe, Rehamaßnahmen oder andere Leistungen in Anspruch nehmen möchten. Die Zuzahlungen variieren von der gesetzlichen Zuzahlung mit max. 10 Euro bis hin zu wirtschaftlichen Zuzahlungen im höheren 3 stelligen Bereich. Es kommt darauf an, für welches Modell Sie sich entscheiden. Wenn ein Leichtgewichtsrollator aufgrund Ihrer Erkrankung oder aus Altersgründen (weniger Kraft z. B.) in Frage kommt, sollte dies auch so auf der Verordnung stehen. Die Pauschalen, welche der Fachhandel bei Ihrem Kostenträger einreichen kann, variieren dabei bei einigen Krankenkassen. So dass ich immer dazu rate, dies schon im Vorwege mit dem Arzt zu besprechen oder sich vorab mit seiner Krankenkasse in Verbindung zu setzen. Wenn Sie sich für ein Modell mit wirtschaftlicher Zuzahlung entscheiden, z. B. den Gemino von der Firma Handicare oder den Troja von der Firma Topro, dann werden Sie je nach Fachhändler einen Eigenanteil zahlen. Dieser variiert je nach Modell und Ausführung zwischen 100 und 400 Euro. Die Verordnungspauschale, welche mit der Krankenkasse abgerechnet wird, wird dementsprechend dann gegen gerechnet.
Nummer 3 – Ausstattung und Zubehör
Was sollte Ihr Rollator also können im Alltag? Wenn Sie ihn tragen müssen (Treppe, Bus, Auto, etc.) sollte er nicht so schwer sein und handlich zusammenklappbar sein. Es ist nicht förderlich, wenn Sie im Bus oder im Restaurant anfangen müssen, irgendwelche komplizierten Knöpfe und Hebel zu drücken, damit ihr Rollator dann trotzdem sperrig im Weg steht. Auch ins Auto sollte er bequem passen, ohne dass Sie dieses komplett umbauen müssen und Ihren Einkauf trotzdem bequem transportieren können. Beim Ein- und Ausklappen also darauf achten, dass dies leicht und unkompliziert geht und für Sie einfach umsetzbar ist. Wie sind die Räder beschaffen? Sind sie aus Vollgummi, Plastik oder Luftreifen? Bedenken Sie bitte, auf welchem Untergrund Sie sich überwiegend bewegen werden. Wer noch mobil am Strand oder im Wald unterwegs sein möchte mit dem Rollator, sollte hier genau hinschauen. Luftreifen sind anfällig für Glasscherben oder spitze Steine. Plastikreifen können bei zu viel Belastung ggf. brechen. Reifen aus Vollgummi sind somit eine gute Alternative und auch bei den meisten Rollatoren verbaut. Wie ist die Sitzfläche beschaffen? Diese sollte Ihnen die Möglichkeit und das Gefühl geben, dass Sie bei Pausen sicher ausruhen können. Heißt, Sie sollten mal Platz nehmen. Bitte nicht vergessen, die Handbremsen vorher anzuziehen. Wie fühlt sich das an beim Sitzen? Benötigen Sie vielleicht einen Gurt, an dem Sie sich anlehnen können? Oder fühlt es sich für Sie unsicher an? Seien Sie hier ganz ehrlich mit sich und Ihren Bedürfnissen. Bietet der Rollator schon einen kleinen Einkaufskorb? Oder muss dieser zusätzlich erworben werden? Lassen Sie sich Modelle zeigen, welche diesen schon inklusive haben. Wenn Sie viel im Bus unterwegs sind, lassen Sie sich auch die Taschen mit geschlossenem Deckel zeigen, dieser ist für Ihre Einkäufe je nach Region besser geeignet, da er Sie vor Langfingern schützt und Ihre Einkäufe nicht ganz so offensichtlich zu sehen sind. Sie möchten gleichzeitig auf Ihren Gehstock nicht verzichten? Dann achten Sie darauf ob ein Stockhalter angebracht ist, oder ob dieser zusätzlich erworben werden kann. So sind sie auch in engen Supermarktgängen und Arztpraxen mobil. In der dunklen Jahreszeit geht nix über die Sicherheit. Hierfür sollten Reflektoren am Rollator (Katzenaugen und Reflektorenstreifen) angebracht sein, welche dafür sorgen, dass andere Verkehrsteilnehmer Sie gut sehen können. Die Bremsen sollten für Sie gut greifbar sein und Sie sollten das Gefühl haben, wenn Sie diese betätigen, dass Sie sicher zum Stehen kommen. Gerade bergab ist dies überaus wichtig und unerlässlich. Aus Erfahrung kann ich sagen, dass es hier schon zu einigen Stürzen gekommen ist, weil der Rollator sich selbständig gemacht hat und der Kunde nicht so schnell hinterherkam. Also Obacht bei den Bremsen und der Handhabung. Hat ihr Wunschmodell den sogenannten “Kinderwagenheber” ? Dieser ist nützlich, wenn Sie Bordsteine bewältigen müssen. Die Armkraft reicht bei vielen nicht aus, um Rollator samt Einkauf zu heben. Hier ist der Heber von Vorteil, da man diesen mit leichten Druck aus dem Fuß betätigen kann und somit auch größere Bordsteine meistern kann. Falls die Kraft in den Beinen bzw. wenn die Füße nicht mehr angehoben werden können, macht dieser wenig Sinn. Hier sollte dann nach anderen Lösungen geguckt werden. Ansonsten lässt bei der Ausstattung und dem Zubehör der Hersteller wenig Wünsche offen. Von Metallicfarben bis hin zum Regenschirm ist alles möglich und machbar. Allerdings ist das dann reines Privatvergnügen. Aber für ein gutes Fahrrad hat man früher auch etwas tiefer in die Tasche gegriffen. Und letztlich sollen Sie sich mit Ihrem Rollator identifizieren und sich wohlfühlen.
Nummer 4 – Pflege, Wartung und sonstige Tips
Natürlich haben Sie eine Sorgfaltspflicht gegenüber Ihrem Hilfsmittel. Das heißt konkret, Sie sollten es regelmäßig auf lockere Schrauben, die Bremsen und die Funktionsfähigkeit überprüfen. Sollten Sie etwas feststellen, etwas klemmen oder defekt sein, wenden Sie sich an den Fachhändler, welche die Versorgung abgewickelt hat. Innerhalb von 5 Jahren können Sie ggf. noch Gewährleistungsansprüche geltend machen. Außerdem sind Sie verpflichtet, die Reparaturen von einem Fachmann ausführen zu lassen, damit die Sicherheit weiterhin gewährleistet ist. Ersatzteile bei Verschleiß können Sie dort ebenfalls schnellstmöglich bekommen, welche fachmännisch angebaut werden. Zur Reinigung Ihres Rollators reicht ein Eimer mit Wasser und etwas neutralem Allzweckreiniger. Auch das sollte in regelmäßigen Abständen erfolgen, damit sich kein Dreck in den Reifen sammelt, welches Ihnen ihre Mobilität ggf. einschränken könnte. Nach Regentagen oder im Winter sollte mit einem weichen Handfeger der untere Bereich gesäubert werden. Sie ersparen Sie so zusätzliche Reinigungsarbeiten bei sich zu Hause und vermeiden Ärger mit anderen Mietern. Es hat sich bewährt, dass eine etwas größere Handbürste dafür auch hervorragend geeignet ist. Vorausgesetzt Sie selber kommen dort an.
Wenn Sie in einer Wohnanlage wohnen oder einen Krankenhausaufenthalt planen müssen, dann ist es sinnvoll, seinen Rollator mit einem Namensschild zu versehen. So vermeiden Sie, dass der Rollator vertauscht wird oder von jemand anderem einfach mitgenommen wird. Apropos Diebstahl! Ein Rollator zählt ähnlich wie ein Fahrrad und sollte bei der Hausratversicherung angesprochen werden und ggf. mitversichert werden. Auch sollten Sie im Bedarfsfall schauen, ob die Notwendigkeit zur Diebstahlsicherung (Fahrradschloss o.ä.) besteht. Dies ist gerade in Mietwohnungen oft notwendig, da der Rollator meist im Hausflur stehen bleiben muss. Die Rollatoren haben in den meisten Fällen vom Fachhändler eine Identifikationsnummer (entweder eingraviert oder auf einem Aufkleber am Gerät). Diese sollten Sie sich beim Kauf notieren und sicher verwahren. Sollte es zu einem Verlust kommen, können Sie diese bei allen Vorgängen mit angeben. Und sollte Ihr Rollator im Fundbüro abgegeben werden, lässt sich dieser als ihr Eigentum definieren.
Ansonsten lässt sich sagen, gestalten Sie ihr neues Gefährt nach ihren individuellen Wünschen. Immer wieder begegnen mir Damen und Herren, die mit tollen Ideen ihren Rollator gepimpt haben. Sei es mit Kunstblumen, Aufklebern oder witzigen anderen Details. Körbe, Taschen und Tabletts lassen sich ebenfalls mit einfachen Sachen sehr nett und ansprechend gestalten. Allerdings sollte die Funktion nicht beeinträchtigt werden. Lassen Sie Ihren Ideen freien Lauf. Auch als Angehöriger, wenn Sie Ihre Mutter oder Vater an einen Rollator heranführen möchten. Schauen Sie vorher mal nach Ideen und Modellen, welche in Frage kommen könnten. Leben Sie den Fokus nicht einfach auf die medizinische Notwendigkeit, dies schreckt viele ab. Gehen Sie vielmehr auf die positiven Faktoren ein, dass der Alltag einfach leichter ist und nun, wie das Fahrrad früher, dafür sorgen wird, dass sie wieder mobiler unterwegs sein können.
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